Reisebericht Schottland '89, '90, '96, '97


Wie oben aus den Daten zu erkennen ist, war ich bereits einige Male in Schottland!
Die Routen haben sich dabei teilweise überschnitten, was je nach Transportmittel nicht zu vermeiden ist!

Die ersten beiden Reisen waren per Zug, damals war Interrail noch sehr günstig, für 450,- bzw. 480,- DM konnte man in Europa frei durch die Gegend fahren.
Beide Trips waren damals im Mai/Juni, was eigentlich die beste Zeit für Schottland ist, viel Sonne und noch wenig Mücken, die können zu einem echten Problem werden, man sollte schon irgend etwas mitnehmen, z.B. Nelkenöl, Dschungel Olja oder Autan, wobei einige Mücken magisch von Autan angezogen werden......
Unterkünfte gibt es reichlich, an jeder Ecke gibt es Hostels der
Scottish Youth Hostel Association und die sind auch noch sehr schön, alte Burgen oder Holzhütten oder einfach diese alten keltischen Steinhäuser, wo bei Regen Land unter ist. Mittlerweile gibt es auch gehäuft Backpackers, die den Hostels oft vor zuziehen sind, da man sich hier "freier" bewegen kann. Bei diesen beiden ersten Trips waren wir auf die Eisenbahn angewiesen, was durchaus meist sehr angenehm war, sei es die schöne Landschaft oder das zügige Vorankommen. Was ja wie bei jedem öffentlichen Verkehrsmittel der große Nachteil war, ist die Wahl des Weges und das ziemlich teure Ticket! Und außerdem ist man ziemlich aufgeschmissen, wenn gestreikt wird, naja war immer nur mittwochs!

Der Osten:

MoorwasserEin Muß für jeden, der was über Whisky lernen will, besonders sei der Whiskytrail erwähnt, der sich von Dufttown nach Elgin erstreckt. Hier werden so edle Marken destilliert wie Glen Fiddich oder Glen Grant, die wichtigsten Zutaten sind Gerstenmalz, verschieden farbige Eichenfässer und klares Wasser. Die zahlreichen Flüsse in Schottland sehen irgendwie dreckig braun aus, dennoch sind sie klar und trinkbar, die braune Farbe kommt vom sauren Moorboden, aus dem Gerbstoffe ausgewaschen werden. 

Eine sehr schöne Eisenbahnstrecke verläuft von Edinburgh über Perth, Pitlochy, Dalwhinnie nach Inverness. Hier sollte man auf jeden Fall die Jugendherberge meiden, da man Gefahr läuft, vom Hausdrachen verspeist zu werden.
Eine Radtour am Nordufer des Loch Ness sollte man sich schon leisten. Vielleicht sieht man ja Nessie. Eine Monster Exhibition gibt es jedenfalls, man kann drüber schmunzeln, aber liegt nicht in jeder Legende ein Funken Wahrheit!
Nördlich von Inverness verläuft die Zugstrecke entlang des Firth of Dornoch. Ein Besuch des malerischen
Carbisdale Castle sollte Carbisdale Castle auf keinen Fall fehlen, es ist das Vorzeigehostel der SYHA. Wenn man mit dem Zug anreist, muß man dem Schaffner allerdings sagen, daß der Zug in Culrain hält, sonst ist Essig. Wenn man dann endlich  da ist und man möchte sich von den Strapazen des Tages erholen, wird man vor das nächste Abenteuer gestellt. Sucht man z.B. einen Pub, findet man am gegenüber liegendem Ufer einen solchen, nur der Weg dahin ist schlecht beschildert, was auch seinen Grund hat! Will man legal dorthin, muß man etwa 7 km diesseits des Flusses zur nächsten Brücke wandern und danach wieder die gleiche Strecke flußaufwärts um zum Pub zu kommen! Eine andere Möglichkeit wäre noch mit dem Paddelboot, allerdings gibt es da keinen Anleger und man müßte das Boot ein paar Meter durch Schilf und Sumpf tragen, auch nicht so toll!
Die eleganteste und evtl. teuerste Möglichkeit ist die Eisenbahnbrücke, ein Pfad führt durch eine Kuhweide dessen Stacheldraht mit einem aufgeschnittenen Gummischlauch umwickelt und somit unschädlich gemacht worden ist, direkt auf die Brücke, wo dann ein Schild vor der Überquerung warnt! Wenn man aber einigermaßen gute Ohren hat, sollte die Überquerung nicht lebensgefährlich sein, allerdings kann es bis zu 200 ,- englische Pfund kosten, falls man geschnappt wird!
Rund um Carbisdale Castle findet man eine Menge schöne Rad/Wanderwege, die an tollen Flecken Erde vorbei führen.

Der Norden lohnt nur mit dem Auto!

Der Westen:

Eilean Donan CastleDer Westen ist am schönsten und abwechslungsreichsten, wild und romantisch zugleich. 
In der Nähe von Kyle of Lochalsh befindet sich Eilean Donan Castle, die Burg des "Highlanders"!
Sonntags geschlossen. Von Kyle of Lochalsh führt mittlerweile eine Brücke auf die Insel Skye, Busverbindungen zu jeder größeren Stadt stehen zur Verfügung! Eine weiter Verbindung zur Isle of Skye ist die
Fähre von Mallaig nach Armadale, Dauer etwa ein halbe Stunde!
Die Drehscheibe für die Äußeren Hebriden ist
Oban.
ObanVon hier aus fährt man nach North- und South Uist, Lewis und Harris, Mull, Iona und Staffa! In Oban findet man eine kleine Destillery Schottlands, wo man unbedingt eine Führung mit anschließender Whiskyprobe machen sollte!

Während meiner 3. Tour habe ich einige Inseln der Inneren und Äußeren Hebriden besucht. Anreise war mit British Airways von Düsseldorf nach Glasgow.
Die erste Insel, die ich besuchte war die Isle of Arran westlich von Glasgow, eine mehr oder weniger typische Wochenendinsel der Glasgower, durchaus reizvoll, aber das Wildromantische fehlt! Der 2. Inselkomplex war South Uist - Benebecula - North Uist. Eine Insel zum verlieben, die erste Jugendherberge ist 11 km vom Hafen in Lochboisdale (S. Uist) entfernt (Youth Hostel Howmore) und ist das coolste aller Hostels europaweit! Etwa 10 Betten gemischt auf 2 Räume verteilt, eine Küche und draußen ein Klo! Das Haus besteht aus dicken Bruchsteinen und hat ein Reeddach, aus dem schon die Pilze wachsen, da der Zimmerboden tiefer als das Erdreich außerhalb ist, sollte man die Rucksäcke bei Regen auf einen Stuhl stellen, um Regenschäden zu vermeiden. Die Gemütlichkeit ist in den Hängematten ähnlichen Betten kaum zu überbieten. Trotz Regen von allen Seiten habe ich diese Insel besonders in mein Herz geschlossen. Auf das Hitchhiking oder Trampen sollte man als Mann nicht bauen...
> Vom Regen durchnässt wollte ich am Straßenrand einen Tee kochen, ein Auto hielt an, der Fahrer fragte mich höflich ob es mir gut geht und nach meiner positiven Antwort fuhr er einfach weiter, er hätte mich ja auch mitnehmen können....<
SYHA ist auch auf North Uist vertreten. Von Lochmaddy geht es mit Caledonian MacBrayne nach Uig auf der Isle of Skye. Auch hier gibt es wieder eine Reihe von Hostels der SYHA, in Uig, Portree, Broadford, Kyleakin, Armadale und an den Cullin Hills! Die Isle of Skye ist an sich schon eine Reise wert, leider fehlte mir die Zeit für ausgiebige Wanderungen!

Der bis jetzt letzte Aufenthalt zog sich leider nur über 1 Woche hin..., die hatte es aber in sich!
Ich hatte mir vorgenommen einen Teil des
West Highland Way zu wandern und zwar von Crianlarich nach Fort William (von süd nach nord). Der komplette Weg geht von Glasgow nach Fort William und erstreckt sich 151 km lang durch Wald, Moor und Hügel, vorbei an zahlreichen Seen und zum Schluß richtig durchs Gebirge.
Ich brauchte für etwa 95 km nur 4 Tage und war hinterher ziemlich kaputt, die 1. Etappe ging von Crianlarich über Tyndrum, Bridge of Orchy und aufgrund von Schlafplatzmangel zum Loch Tulla, wo ich Bed & Breakfast in Anspruch nehmen mußte, für ganze 25 Pfund, dafür war das Essen perfekt und die Lage traumhaft. B & BDer Weg führte in der 2. Etappe durch eines der größten Hochmoore Schottlands. Bei Regen hat man auf der Etappe durch Rannoch Moor ganz schlechte Karten, es gibt keinen Unterschlupf und der Regen kommt dann von allen Seiten, wenn man am Ende im Kings House schlafen will, sollte man vorher dortDevil's Staircase reservieren! Tat ich natürlich nicht und war gezwungen ins Glen Coe zu trampen um im gleichnamigen Dorf in dem dortigen Hostel einen Unterschlupf zu bekommen.
Am morgen der 3. Etappe mußte ich erstmal zurück trampen, dann ging der Weg über die höchste Streckenerhebung, die
Devil's Staircase. Es war eine der schönsten Strecken, am Ende kommt man nach Kinlochleven, wo es mal ein riesiges Aluminiumwerk gegeben hat, hier kann man günstig im Bounkhouse (Arbeiterschlafhaus) der Fabrik wohnen, eigentlich sogar sehr komfortabel, es gibt einen Fernsehraum, Küche und Schlafräume mit nur 4 Betten! Kinlochleven ist die erste Station in der man wieder auf Zivilisation trifft, die ich aber eigentlich nicht vermisst habe!
Die letzte Etappe ist sehr lang und zieht sich rund um Ben Nevis, Schottlands höchstem Berg. Erst hat man einen sehr steilen Aufstieg zu bewältigen, der dann in eine Art Hochplateau übergeht, Ben NeviKinlochlevens liegt auf der ganzen Strecke zur rechten Hand. Die Strecke endet im Glen Nevis, wo eine Jugendherberge wartet, die man eigentlich meiden sollte, da sie fast immer überlaufen ist! Es bleibt einem aber keine so große Auswahl, wenn man auf seine Börse achten muß!
Von hier aus kann man den Ben Nevis besteigen, man sollte aber auf der Hut sein, der Berg ist gefährlich und zahlreiche Todesopfer sind wohl schon zu beklagen! Man erzählte mir von plötzlichen Wetteränderungen, Schnee und Sturm, da hatte ich dann doch keine Lust mehr!
Schottland ist ein sehr abwechslungsreiches Land direkt vor der Nase und eigentlich ist es schon dumm wenn man da nicht mal gewesen ist!


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